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Psychologische Sicherheit – oder: Das Fundament funktionierender Teams

 

  1. Was ist Psychologische Sicherheit?

 

Die Harvard-Professorin Amy Edmondson hatte in einem Podcast-Interview mit David Green (2020) dazu folgende Antwort gegeben:

„Es ist die gemeinsame Überzeugung, mich in einer Umgebung zu befinden, die geeignet dafür ist, zwischenmenschliche Risiken einzugehen. Beispielsweise, nach Hilfe zu fragen, einen Fehler einzugestehen oder auch ein Thema/Projekt kritisch zu hinterfragen.
Nicht gemeint sei eine Wohlfühlumgebung, in der sich alle dauernd auf die Schulter klopfen.

David: „Also eine Umgebung zu schaffen, den Mund aufzumachen?“

Amy: „Genau das. Leichter gesagt als getan“.

(Amy Edmondson ist Autorin von sieben Büchern und mehr als 75 Artikeln und Fallstudien. Am bekanntesten ist sie für ihre Arbeiten zum Thema Psychologische Sicherheit).

Hier geht es zum Interview.

https://www.myhrfuture.com/digital-hr-leaders-podcast/2020/7/13/how-to-create-psychological-safety-at-work

 

In der Welt des modernen Managements ist der Begriff „Psychologische Sicherheit“ zu einem Eckpfeiler für die Entwicklung eines gesunden und produktiven Arbeitsklimas geworden.

Doch was verbirgt sich hinter diesem Konzept?

Psychologische Sicherheit ist ein Konzept, das sich auf das emotionale Wohlbefinden und die Zufriedenheit von Menschen im Arbeitsumfeld bezieht. Es beschreibt eine Atmosphäre, in der Mitarbeiter sich sicher und unterstützt fühlen und frei von Angst, Vorurteilen und Diskriminierung sind.

Es beschreibt die Qualität einer Arbeitsumgebung, in der Mitarbeiter sich trauen sich zu äußern und Risiken einzugehen, ohne Furcht vor Nachteilen oder Marginalisierung zu haben.

Psychologische Sicherheit ist nicht zu verwechseln mit einem Komfortraum, in dem Konformität und Selbstzufriedenheit herrschen, sondern ist vielmehr ein dynamischer Zustand, in dem Wachstum und Innovation gedeihen können.

Psychologische Sicherheit bedeutet, laut Amy C. Edmondson, NICHT:

  • dass wir immer nett zueinander sind
  • dass es als Synonym für Extrovertiertheit gilt
  • dass es die Leistungsbereitschaft und Standards senkt
  • dass es nur ein anderes Wort für Vertrauen ist

 

  1. Psychologische Sicherheit ist wichtig.

 

Warum sollten wir der Psychologischen Sicherheit Beachtung schenken?

Die Antwort liegt in ihrer unmittelbaren Auswirkung auf die Leistung und das Wohlbefinden der Teammitglieder.

Ein psychologisch sicheres Umfeld fördert:

  • eine positive Arbeitsatmosphäre
  • engagiertere Mitarbeiter
  • höhere Effizienz und Effektivität
  • eine Kultur, die Kreativität und Innovation begünstigt
  • eine gesteigerte Bereitschaft zu Lernen und zur persönlichen Entwicklung

Leider ist in vielen Unternehmen das Gegenteil der Fall. Angst und Unsicherheit dominieren, was dazu führt, dass Mitarbeiter zögern, ihre Meinung zu äußern oder Kritik zu üben. Dies kann zu einer Kultur der Stille führen, in der wichtige Informationen und Ideen unausgesprochen bleiben.

Arbeiten in einem psychologisch unsicheren Umfeld bedeutet, dass die Person erst einmal die Reaktion oder die Konsequenz einschätzt. Die Person hat das Gefühl, sich auf sehr dünnem Eis zu bewegen. Er/sie geht kein (?) Risiko ein.

Der Gedanke, dass die Person sich dadurch ins schlechtes Licht rückt, oder als Low-Performer angesehen wird, oder in Ungnade bei den Kollegen:innen, oder dem/der Chef:in fällt, steigt, wenn keine psychologische Sicherheit gewährleistet wird.

➡️ ANGST lässt Mitarbeiter:innen verstummen; Menschen mutieren zu Business-Chamäleons. Man wechselt seine Erscheinung, je nach Kontext.

💡 Patrick Lencioni hat ein Buch mit dem Titel: „The Five Dysfunctions of a Team“ geschrieben. Dort beschreibt er die Dysfunktionen, die Teams an effektiver Zusammenarbeit hindern. (Quelle: Lencioni, The Five Dysfunctions of a Team, a Leadership Fable, Jossey Base, 1. Edition, 2002, S. 188-189)

 

3.   Schaffung von Psychologischer Sicherheit?

Das Entstehen von Psychologischer Sicherheit ist ein kollektiver Prozess, der sich auf das gesamte Team und nicht nur auf einzelne Individuen erstreckt

Es ist das Ergebnis eines reziproken Vertrauensverhältnisses, das durch offene Kommunikation, gegenseitige Unterstützung und ein starkes Gefühl der Zugehörigkeit genährt wird.

Die Art und Weise wie Teammitglieder miteinander interagieren spielt eine entscheidende Rolle dabei, ob ein Arbeitsumfeld als psychologisch sicher wahrgenommen wird oder nicht. Das Gefühl von Vertrauen und Zugehörigkeit zu einer Gruppe, ermöglicht den Mitgliedern, offen und ehrlich miteinander zu kommunizieren. Es ist ein wichtiger Faktor für die effektive Zusammenarbeit.

Dabei ist vor allem die Haltung und das Verhalten der Führungskräfte von zentraler Bedeutung.

➜ Denn Führungskräfte fungieren als Vorbilder.

Auch Führungskräfte sollten qualifiziert angeleitet werden. Entweder in Form von Führungsleitbildern oder -grundsätzen oder in speziellen Trainings.

Dies schafft die Rahmenbedingung für Psychologische Sicherheit.

➜ Wie eine Führungskraft mit bestimmten Situationen umgeht, dient als Wegweiser für die Mitarbeitenden.

 

Gute Führungskräfte zeichnen sich unter anderem dadurch aus:

  • Empathie
  • dass sie anderen Meinungen Respekt entgegenbringen und offen für Diskussionen sind
  • aufrichtiges Zuhören
  • dass sie ein Umfeld schaffen, in dem konstruktives Feedback geschätzt wird und ohne negative Konsequenzen bleibt
  • dass sie Fehler als Lernmöglichkeiten und nicht als Katastrophen behandeln
  • dass sie die Stärke der Vielfalt erkennen und das Einbringen von Ideen fördern
  • eigenes Nichtwissen eingestehen
  • sich selbst zurücknehmen und damit auch Mitarbeiter:innen dazu ermutigen, Gleiches zu tun

Grundvoraussetzung für all das ist die Wertschätzung der Mitarbeiter:innen – unabhängig von der Hierarchiestufe der Führungskraft.

Letztendlich ist es ein ausgewogenes Maß an Einfühlungsvermögen, authentischem Engagement und einer proaktiven Haltung, die eine Führungskraft auszeichnet, die Psychologische Sicherheit innerhalb ihres Teams fördert.

 

Fazit: Indem wir Psychologische Sicherheit als grundlegenden Wert in unseren Arbeitskulturen verankern, öffnen wir die Türen für ein Umfeld, in dem Mitarbeiter:innen und Unternehmen gemeinsam wachsen und erfolgreich sein können.

Wichtig zu wissen: Psychologische Sicherheit besteht nicht nur aus einer Ebene, sie ist „nur“ das Fundament. Sie macht sich nämlich in verschiedenen Abstufungen bemerkbar und entwickelt sich dadurch immer weiter.

Dazu gibt es eine interessante Lektüre von Timothy R. Clark: „The 4 Stages of Psychological Saftey“. (Quelle: Timothy R. Clark, The 4 Stages of Psychologial Saftey: Defining the Path to Inclusion an Innovation, Berett-Koehler Publishers Inc., Illustrated Edition, 2020)

 

  1. Wie kann Teamcoaching dabei unterstützen?

 

  1. Bewusstsein schaffen: Ein Team-Coach hilft, das Bewusstsein für Psychologische Sicherheit innerhalb eines Teams oder einer Organisation zu erhöhen. Dies umfasst das Verständnis, was dies bedeutet und warum sie wichtig ist.
  2. Fähigkeiten entwickeln: Team-Coaching ermöglicht in Einzel- oder Gruppenschulungen, Fähigkeiten wie empathische Kommunikation, aktives Zuhören und konstruktive Feedback-Methoden zu entwickeln, die wesentlich zur Förderung einer sicheren Umgebung beitragen.
  3. Persönliches Wachstum: Team-Coaching baut Selbstbewusstsein und Resilienz auf. Dies hilft, sich in der Arbeitsumgebung sicherer zu fühlen und offen zu kommunizieren.
  4. Vertrauensbildung: Team-Coaching fördert die Entwicklung von Vertrauen innerhalb von Teams.
  5. Konfliktlösung: In einem Teamcoaching können Strategien bereitgestellt werden, um effektiv mit Konflikten umzugehen. Das Lösen von Problemen in einer respektvollen und konstruktiven Weise ist ein Schlüsselelement, um eine vertrauensvolle Umgebung zu schaffen und aufrechtzuerhalten.
  6. Kulturwandel initiieren: Teamcoaches können als Katalysator für Veränderungen in der Unternehmenskultur dienen, indem sie Führungskräfte dabei unterstützen, Verhaltensweisen zu modellieren und somit die psychologische Sicherheit fördern.